„Die Idee des Museums“ – Ein Vortrag mit Dr. Anna Heinze, stv. Dir. des Landesmuseums OL

Am 22. August nahm uns die stv. Direktorin des Landesmuseums Oldenburg, Dr. Anna Heinze, auf eine spannende Zeitreise durch die Entstehungsgeschichte der europäischen Museumsidee mit. Dabei beleuchtete sie die Hintergründe zur Grundsteinlegung der Instutition Museum und ihre Entwicklungsgeschichte mit Fokus auf die Kunstmuseen:

von der reinen Neugier des sinnlichen Betrachtens in privaten Wunderkammern und Kuriositätensammlungen im 15./16. Jh., über die maßgeblichen Einflüsse der französischen Revolution, die Rolle der Architektur, bis hin zu dem wissenschaftlichen musealen Bildungs- und Vermittlungsaufrag. Dabei beleuchtete sie auch, was von der ursprünglichen Idee noch heute zu finden ist und wie sich Museen auf ihre Zukunftsfähigkeit vorbereiten, um attraktiv zu bleiben und ihre Daseins-Berechtigung zu
behalten. Denn Museen etablieren sich neben den bekannten privaten und öffentlich/beruflichen Orten zunehmend als dritter Ort der Begegnung von Menschen. Im rasanten Wandel der Zeit und einer zunehmend erlebnisorientierten Gesellschaft veranschaulichte Dr. Anna Heinze vor welchen Herausforderungen Museen heute stehen und weshalb sie sich innerhalb des Kultursektors immer wieder neu erfinden und weiterentwickeln müssen. Dazu zitierte sie auch die aktuelle Definition des ICOM (International Council of Museums) aus 2022/2023 in der deutschen Fassung:

„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Instutition im Dienst der Gesellschaft, die
materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich
zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltogkeit. Sie arbeiten und
kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen
vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“


Auch wenn Museen eigentlich auf Grund ihres Auftrages per se schon nachhaltig angelegt sind, so
stellen aber ihre baulichen Rahmenbedingungen, ihre besonderen klimatischen Anforderungen sowie die Bewegungserfordernis von Kunstwerken einen erheblichen Handlungsbedarf dar, um den aktuellen klimapolitischen Zielen nachhaltig gerecht zu werden. Auch das Landesmuseum nimmt sich diesem wichtigen Thema engagiert an.
Apropos Gebäude: Diese spielten in der Entwicklungsgeschichte der Museen eine im wahrsten Sinne
des Wortes „tragende Rolle“. Denn eine wesentliche Voraussetzung um als Museum anerkannt zu
werden, lag und liegt noch immer in dem öffentlichen Zugang zu den Exponaten. Waren es zunächst
die Galerien, kamen später dann eigens geschaffene Museumsbauten dazu, wie bspw. das Britische
Museum in London, welches 1759 seine Pforten öffnete. Und der Anspruch nach „Öffnung“ inspiriert
die namhaftesten Architekten, Museen weltweit markant in Szene zu setzen – sprich, manche Museen
beheimaten nicht nur Kunstschätze, sie sind auch selbst ein Kunstwerk.

Im Anschluss an die Veranstaltung wurde sich noch intensiv weiter ausgetauscht, u. a. wie wichtig es sei,
gerade auch jüngere Besucher – möglichst im Rahmen eines Schulbesuches – für Museen zu begeistern.
Einen ganz herzlichen Dank nochmal an Dr. Anna Heinze für diesen interessanten und anregenden Vortragsabend!

Wer sich gerne noch weiter zur Entstehungs- / Entwicklungsgeschichte der Museen interessiert, hier
eine kleine Lektüren-Auswahl von Dr. Anna Heinze:

  • Anke te Heesen, Theorien des Museums. Zur Einführung, Hamburg 2012
  • James J. Sheehan, Geschichte der deutschen Kunstmuseen. Von der fürstlichen Kunstkammer zur modernen Sammlung, München 2002
  • Krzysztof Pomian, Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln, Berlin 1988

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